BODENSEE SUMMIT digital: Vernetzungsplattform für die digitale Transformation – HTWG ermuntert KMU zur Zusammenarbeit mit Startups

Während Ministerpräsident Winfried Kretschmann vom Silicon Valley aus die Unternehmen im Ländle zu mehr Mut zum Risiko aufrief, trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Alfred-Wachtel-Saal der HTWG, um sich dem Risiko zu stellen. Das IBH-Lab KMUdigital, das IST Institut für Strategische Innovation und Technologiemanagement und das Startup Netzwerk Bodensee hatten zum ersten BODENSEE SUMMIT digital eingeladen – der Innovationskonferenz für den Mittelstand.

„Die Zeit drängt.“ Gleich mehrere Keynotespeaker machten die Dringlichkeit deutlich, sich der Digitalisierung zu stellen. „Die digitale Transformation beginnt nicht erst morgen. Sie hat bereits gestern begonnen“, sagte Prof. Dr. Oliver Haase, Vizepräsident Forschung der HTWG. Prof. Dr. Guido Baltes, Direktor des Instituts IST, rüttelte mit seiner Keynote auf: „Immer, wenn ich aus den USA oder China zurückkomme, sind meine Sorgen noch größer, dass wir hier die digitale Transformation nicht so aktiv gestalten wie wir sie gestalten sollten.“ Während in Europa noch diskutiert werde, legen die globalen großen Spieler Zielrichtungen fest.

Der BODENSEE SUMMIT digital will Hilfestellungen zur Gestaltung der digitalen Transformation geben. Auch in den nächsten Jahren wird er, dann in Zusammenarbeit mit der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK), gezielt KMU einladen, die sich nicht auf eine große Entwicklungsabteilung stützen können, um Impulse von Wirtschaft und Wissenschaft zu erhalten. Damit kommt er dem Bedarf der KMU nach: Nach möglichen Hilfestellungen der Politik gefragt, hatten die KMU der Region Bodensee den Wunsch nach Unterstützung beim Aufbau von Netzwerken gewünscht. „Ziel unserer Konferenz ist, dass Sie heute Abend mindestens drei neue Kontakte mit nach Hause nehmen“, formulierte Prof. Haase den Anspruch an die Veranstaltung.

Dementsprechend war das Gipfeltreffen mit interaktiven Formaten gestaltet. Dass der branchenübergreifende Austausch den Blick für die Bewältigung der komplexen Herausforderungen öffnen kann, erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Beispiel beim Format „Challenge your Peers“. An Stehtischen stellten sie sich jeweils für 30 Minuten einem Thema, zum Beispiel der EU-Datenschutzgrundverordnung, dem Führungsverhalten im digitalen Zeitalter, disruptiven Innovationen in etablierten Unternehmen, wie die IT als strategische Waffe genutzt werden könnte oder auch der Wissensregion Bodensee als grenzüberschreitendes Ökosystem für Innovationen. „Wir wollen erreichen, dass die Teilnehmer heute Abend sagen: Ich habe heute von anderen etwas gelernt, was ich direkt anwenden kann. Ich weiß, was ich umsetzen will und wie ich das Ziel erreichen kann“, sagte Mitorganisatorin Alexandra Boger, Management IBH-Lab KMUdigital.

Dass dies ein erfolgreicher Ansatz ist, betonten alle Keynotespeaker, darunter Jens Freiter, einer der Gründer des Reisebewertungsportals HolidayCheck, und Christian Roth-Schuler, Leiter Produktentwicklung bei der Klöber GmbH: Ohne Überschreiten von Grenzen könne die digitale Transformation nicht gelingen.

„Wir brauchen eine Kultur des Teilens“, Prof. Oliver Fritz, Leiter des Open Innovation Lab (OIL) der HTWG.

Genau diese Kultur wird im OIL unter den Studierenden bereits gelebt. Wie, das zeigte er in einem der fünf Workshops, die neben dem OIL unter anderem Design Thinking oder Sensordatenanalyse im industriellen Kontext behandelten. Alle Workshops wiesen darauf hin, dass durch den technologischen Fortschritt ein gesellschaftlicher Wandel im Gange und auch nötig ist. Wie sich der Wandel vollzieht, machte Prof. Dr. Baltes an einem Beispiel anschaulich: Dienten Fotografien noch vor wenigen Jahren dem Erhalt von Erinnerungen, sind sie nun ein Mittel zur sozialen Anerkennung in sozialen Medien.

Prof. Dr. Guido Baltes appellierte an die KMU-Vertreter, den „deutschen Weg zur Innovation“ zu beschreiten. Was die Forscherinnen und Forscher des IST darunter verstehen, ist eine Mischform von erfahrenen Unternehmen und Startups. Auch Jens Freiter befürwortete das Konzept der „Corporate Startups“, die die besten beider Seiten vereinen könnten: Hier das Infragestellen bestehender Paradigmen, neue Technologien, Kundenzentriertheit, flache Hierarchien, motivierte Mitarbeiter – dort Ressourcen, Know-how und Kapital, Kunden und Partner. Und wie kommen Startups und Unternehmen zusammen? Zum Beispiel durch das Bereitstellen von Co-Working-Spaces, Accelerator-Programmen oder Startup-Events. Zu einem solchen wurde der Abschluss des BODENSEE SUMMIT digital: Fünf Startups aus der Region präsentierten sich den Unternehmensvertreterinnen und -vertretern.